Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Lorsbach

Die Freiwillige Feuerwehr Lorsbach seit dem Jahr 2002 über einhundert Jahre alt. Sie kann auf eine von vielen Höhen und Tiefen gezeichnete Geschichte zurückblicken. Zu den Tiefpunkten gehören die beiden Weltkriege mit den folgenden Notzeiten, und die Zeit des nationalsozialistischen Regimes, dessen Einfluss auch die Feuerwehr ausgesetzt war. Den Lorsbacher Bürgern gelang es jedoch, ihre Feuerwehr auch in diesen schwierigen Zeiten am Leben zu erhalten.

In Lorsbach wurden natürlich schon lange vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Brände gelöscht. Dies geschah in der Regel in Nachbarschaftshilfe mit einfachen Mitteln, wie Eimern und Leitern. Beim Abriss des alten Lorsbacher Gemeinde-Backhauses im Jahr 1973 wurden Feuerlöscheimer gefunden, die aus der Zeit von Ende des 17. bzw. Anfang des 18. Jahrhunderts stammen. Sie bestehen aus geflochtenem Stroh, das mit Bienenwachs abgedichtet wurde, und aus Leder. Zeit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr bestand in Lorsbach eine Pflichtfeuerwehr, d. h. bei Feueralarm mussten sich alle männlichen Einwohner einer bestimmten Altersgruppe an der Brandstelle einfinden und beim Löschen helfen.

Gegründet wurde die Freiwillige Feuerwehr Lorsbach am 24.09.1902 von 23 Lorsbacher Bürgern bei einer Versammlung im Lokal des Gastwirts Großmann. Als Ziel des gegründeten Vereins wurde die Hilfe für die Mitmenschen festgeschrieben. In der ersten Satzung heißt es dazu: "Die freiwillige Feuerwehr zu Lorsbach ist ein Verein zur Rettung des Lebens und Eigentums der Mitmenschen aus Feuersgefahr und zur Hülfeleistung bei anderen Unglücksfällen und Nothständen." Dabei fällt insbesondere auf, dass sich der Auftrag der Feuerwehr schon damals nicht auf die Brandbekämpfung beschränkte, sondern den Mitmenschen auch in anderen Notlagen Hilfe gewährt wurde. Zum Hauptmann wurde Georg Emrich gewählt. Jeder Feuerwehrmann musste sich durch "Handgelübde" und Unterzeichnung eines Gelöbnisscheines u. a. "zum Gehorsam gegen die Vorgesetzten" verpflichten.

Die Mannschaft der Feuerwehr war in die drei Abteilungen Steigermannschaft, Spritzenmannschaft und Hornisten unterteilt. Dem Ganzen stand der Hauptmann, unterstützt durch den Verwaltungsrat, vor. Die Steiger waren unmittelbar für die Brandbekämpfung zuständig. Sie brachten die erforderlichen Leitern in Stellung und nahmen die Strahlrohre vor. Die Spritzenmannschaft brachte die Spritze zur Brandstelle und nahm sie in Betrieb. Die Hornisten waren für die Alarmierung der Feuerwehrmänner verantwortlich. Als Geräte standen im Spritzenhaus in der Kirchstraße eine Handdruckspritze und im Leiterhaus auf dem Zimmerplatz verschiedene Leitern bereit.

Am 31. Dezember 1903 hatte die Feuerwehr ihre Feuertaufe. Um 5 Uhr morgens wurde sie zu einem Brand in der Lederfabrik Wirz & Kathrein alarmiert und stellte dort ihr Können unter Beweis. Die Herren Wirz und Kathrein bedankten sich mit einem Schreiben "für die Unterstützung, sowie für das tatkräftige Eingreifen bei dem Brande, wodurch wir vor großem Schaden und unsere Arbeiter vor Noth bewahrt wurden".

Eine wichtige Aufgabe in den ersten Jahren der Freiwilligen Feuerwehr war die Ergänzung der erforderlichen Ausrüstung. Die wesentlichen Löschgeräte konnten zwar bei Gründung der Freiwilligen Feuerwehr von der Pflichtfeuerwehr übernommen werden, die Ausrüstung reichte jedoch nicht aus und wurde vom jungen Verein im Laufe der Jahre aus eigenen Mitteln ergänzt. Dies kostete viel Geld, und der Verein musste Schulden machen. In dieser Zeit, die von 1907 bis 1910 dauerte, waren nicht alle Mitglieder bereit, diese Belastungen mitzutragen und verließen deshalb die Feuerwehr, wodurch sich die Situation weiter verschärfte. Letztendlich wurde die Krise jedoch gemeistert.

Im Jahr 1910 wurde eine fahrbare mechanische Leiter angeschafft. Die Möglichkeiten zur Brandbekämpfung verbesserten sich dadurch erheblich. Die Übergabe der Leiter fand im Rahmen einer kleinen Feier am 17.07.1910 statt. Die Leiter wurde bis in die 60er Jahre hinein eingesetzt. Sie befindet sich noch heute im Besitz der Feuerwehr Lorsbach und wurde im Jahr 1987 von Mitgliedern der Alters- und Ehrenabteilung renoviert.

Der 1. Weltkrieg ging auch an Lorsbach nicht spurlos vorüber. Die meisten Männer wurden als Soldaten eingezogen, wodurch sich auch die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr einschränkte. Als der Krieg 1918 endete, waren auch aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr viele Gefallene zu beklagen.

Die Feuerwehr überstand auch die schwierigen Jahre nach dem Krieg, und 1925 wurde mit der Anschaffung einer Motorspritze der Firma Metz ein weiterer großer Schritt gemacht. Es war die erste Motorspritze im damaligen Landkreis Höchst und der Stolz der Freiwilligen Feuerwehr Lorsbach. Zum ersten Mal eingesetzt wurde die Motorspritze am 09.02.1929 beim Brand einer Scheune der Lederfabrik Wagner & Co. in der Hofheimer Straße.

Vom 18. bis zum 20. Juni 1927 feierte die Feuerwehr ihr 25-jähriges Bestehen. Die Feierlichkeiten begannen am Samstagabend mit einem Fackelzug der Ortsvereine und anschließendem Kommers. Sie endeten am Montagnachmittag mit einem Volksfest. Nach der Machtübernahme durch das nationalsozialistische Regime 1933 konnte sich auch die Feuerwehr dessen Einfluss auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens nicht entziehen. 1934 musste die Feuerwehr ihre Satzung ändern. Die Feuerwehr galt fortan als Polizeiorgan und verlor viel von ihrem Vereinscharakter. Der Kommandant, der fortan Wehrführer hieß, wurde nicht mehr von den Mitgliedern der Feuerwehr gewählt, sondern vom Führer des Provinzialfeuerwehrverbandes ernannt. Auch die anderen Mitglieder des "Führerrates", bisher Verwaltungsrat, wurden nicht mehr gewählt, sondern ernannt. Mitglied der Feuerwehr konnte nur werden, wer "arischer Abstammung" war. Zweck des Vereins wurde u. a., dass dieser seine Mitglieder "im Sinne des nationalsozialistischen Staates zu opferwilliger Gefolgschaft ... für Volk und Vaterland ... erzieht". 1935 mussten alle Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Lorsbach eine Verpflichtungs-Erklärung unterschreiben, in der sie erklärten, ihre Pflichten bei der Feuerwehr "im Sinne des nationalsozialistischen Staates" zu erfüllen. In einer Versammlung am 06.08.1939 musste auf Grund gesetzlicher Vorgaben bekannt gegeben werden, dass die Feuerwehr als Verein aufgelöst ist. Ab April 1940 durften keine Generalversammlungen mehr abgehalten und keine Protokolle der Monatsversammlungen mehr angefertigt werden. Die letzten vorliegenden Aufzeichnungen aus den Kriegsjahren datieren vom 05.04.1942.

Nach Beginn des 2. Weltkrieges bekam für die Feuerwehren ihre Rolle als wesentlicher Teil der Luftschutz-Verbände eine immer größere Bedeutung. Dies traf auch auf die Feuerwehr Lorsbach zu. Als Luftschutzmaßnahme mussten sich bei jedem Fliegeralarm neun Feuerwehrmänner als Wache im Luftschutzraum des Pfarrhauses einfinden. Später wurde sogar eine ständige Nachtwache der Feuerwehr eingerichtet. Um den verheerenden Folgen der Bombenangriffe Herr werden zu können, mussten nach Bombenangriffen Feuerwehren aus einem weiten Umkreis der jeweils betroffenen Gebiete eingesetzt werden. Die Feuerwehr Lorsbach wurde u. a. mehrmals nach Bombenangriffen in Höchst und Frankfurt am Main eingesetzt. Diese Einsätze waren sehr gefährlich und eine große Belastung für die eingesetzten Feuerwehrleute.

Nach dem 2. Weltkrieg gab es in Lorsbach keine Feuerwehr mehr. Alle staatlichen Stellen waren aufgelöst und jegliche Vereinstätigkeit zunächst von der amerikanischen Besatzungsmacht untersagt. Im November 1945 durfte dann aber doch der Verein Freiwillige Feuerwehr Lorsbach unter strengen Auflagen des zuständigen amerikanischen Kommandanten wiederbelebt werden. Am 10.11.1945 fand die erste Versammlung nach dem 2. Weltkrieg statt, und die Feuerwehr nahm ihren Dienst wieder auf.

1947 wurde aus alten Wehrmachtsbeständen ein Fahrzeug beschafft und nach dem Umbau zu einem Mannschaftswagen im November in Dienst genommen. Das erste eigene Fahrzeug war ein wichtiger Schritt zum Aufbau einer modernen Feuerwehr. 1951 kaufte die Gemeinde eine zweite Motorspritze (TS 8). Damit erfüllte sich eine langjährige Forderung der Feuerwehr zur Verbesserung des Brandschutzes in Lorsbach.

Vom 12. bis 14. Juli 1952 feierte die Freiwillige Feuerwehr Lorsbach ihr 50-jähriges Bestehen. In der Einladung zum Fest wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man durch den Aufbau eines "neuzeitlichen Festzeltes" nicht mehr von der Witterung abhängig sei. Das Festzelt stand auf dem Festplatz an der Münsterer Straße. Es gab ein abwechslungsreiches Programm und das Fest war ein großer Erfolg.

Der Wunsch nach einem ausreichend großen Gerätehaus erfüllte sich 1953. Nach langwierigen Planungen fand sich ein geeigneter Standort in der Talstraße. Das Gerätehaus finanzierte die Gemeinde, die Feuerwehr trug jedoch durch weitgehende Eigenleistungen erheblich zur Verwirklichung des Vorhabens bei. Am 10.05.1953 war es dann soweit: Im Rahmen einer Feier zog die Feuerwehr mit ihren Fahrzeugen und Geräten in das neue Gerätehaus ein.

In den folgenden Jahren wurde die Ausrüstung der Feuerwehr durch Beschaffung bzw. Ersatz weiterer Fahrzeuge und Geräte immer weiter den wachsenden Anforderungen an die Feuerwehr angepasst. Soweit irgend möglich, minderte die Feuerwehr die dabei für die Gemeinde entstehenden Kosten durch Eigenleistungen.

Ein weiterer wichtiger Schritt war die Anschaffung eines Fahrzeugs mit Löschwassertank. Die Feuerwehr hatte schon seit einiger Zeit immer wieder ein Tanklöschfahrzeug zur Verbesserung des Brandschutzes in der Gemeinde Lorsbach von der Gemeindeverwaltung gefordert. Begründet sah die Feuerwehr diese Forderung mit den zahlreichen Wald- und Flächenbränden, die immer wieder auftraten und der unzureichenden Wasserversorgung in Teilen von Lorsbach selbst. Ein solches Fahrzeug kostete viel Geld, entsprechend viel Überzeugungsarbeit musste geleistet werden. Letztlich konnte sich die Feuerwehr mit ihren Argumenten jedoch durchsetzen. Ende 1971 war es dann soweit: Kurz vor Weihnachten konnte das neue Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 bei der Firma Magirus in Ulm abgeholt werden. Die offizielle Übergabe erfolgte am 08.01.1972.

1972 wurde Lorsbach im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Hofheim eingemeindet. Dies hatte auch für die Feuerwehr Folgen. Nicht nur, dass es jetzt mit der Stadtverwaltung der Stadt Hofheim einen neuen Ansprechpartner gab, auch in der Organisation der Feuerwehr gab es Änderungen. Die Lorsbacher Feuerwehr unterstand nun, wie die der anderen Stadtteile auch, dem Stadtbrandinspektor, der von ihnen gemeinsam gewählt wurde. In den folgenden Jahren entwickelte sich aus der Zwangsgemeinschaft eine immer engere gute Zusammenarbeit.

In der Zeit vom 09.07. bis 11.07 1977 feierte die Freiwillige Feuerwehr Lorsbach ihr 75-jähriges Bestehen mit einem großen Fest vor dem Gerätehaus in der Talstraße.

Mittlerweile war das Gerätehaus für die Anforderungen einer modernen Feuerwehr zu klein geworden. Die Stadt errichtete einen Anbau mit Büro, Werkstatt und Sanitärräumen, der am 25.7.1985 mit einem Fest eingeweiht wurde. Schon 1994 folgte ein weiterer Anbau. Die Feuerwehr errichtete in Eigenleistung eine Werkstatt, nachdem sich die bisherige als zu klein erwiesen hatte.

Ein wichtiger Schritt fehlte noch. Über viele Jahre hinweg wurde regelmäßig über die Gründung einer Jugendfeuerwehr diskutiert. Im Jahr 1999 fanden sich dann einige junge Feuerwehrleute, die bereit waren, diese zusätzliche Arbeit auf sich zu nehmen. Nach den erforderlichen Vorbereitungen konnte am 17.04.1999 die Jugendfeuerwehr mit einer Feier gegründet werden.

Vom 17. bis zum 20. Mai 2002 feierte die Freiwillige Feuerwehr Lorsbach ihr 100-jähriges Jubiläum.

Da das Feuerwehrhaus in der Talstraße nach behördlichen Überprüfungen nach über 50 Jahren nicht mehr nicht mehr den gesetzlichen Sicherheitsvorschriften genügte, wurde mit der Planung eines Neubaus begonnen. Da schnell klar war, dass die baulichen Erfordernisse nicht auf dem bestehenden Grundstück umsetzten lassen, begann die Suche nach einem neuen Bauplatz. Nach längerer Suche wurde ein leer stehendes Grundstück in der Straße Im Lorsbachtal als neuer Standort gewählt.

Die Vorbereitungen für den Bau eines neuen Feuerwehrhauses begannen im Februar 2009. Am 14. November des gleichen Jahres erfolgte der erste Spatenstich. Am 27. August 2011 konnte dann das neue Feuerwehrhaus nach fast zweijähriger Bauzeit eingeweiht werden. Die neue Adresse der Feuerwehr ist nun Im Lorsbachtal 13.

Nach einer Überarbeitung des Hessischen Gesetzes über den Brandschutz, die Allgemeine Hilfe und den Katastrophenschutz (HBKG) aus dem Jahre 2010 konnten die Feuerwehren neben der Jugendfeuerwehr auch Kindergruppen gründen, um noch früher in der Nachwuchssicherung tätig zu werden. Am 8. September 2012 wurde so die Kinderfeuerwehr Löschtiger feierlich gegründet.

Heute stehen der Freiwilligen Feuerwehr Lorsbach vier Fahrzeuge, mit den erforderlichen Geräten, zur Sicherstellung des Brandschutzes im Stadtteil Lorsbach zur Verfügung. Um den vielfältigen Aufgaben, die heute an eine Feuerwehr gestellt werden, gerecht werden zu können, stehen weitere Fahrzeuge mit Sonderausrüstung (z. B. Atemschutz, Gefahrgut, Rüstwagen) bei der Stützpunktfeuerwehr in Hofheim zur Unterstützung bereit. Die Zusammenarbeit zwischen den Stadtteilfeuerwehren ist selbstverständlich geworden.